Bezug zur Aufklärung



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Bezug: Ringparabel -> Aufklärung ("Grundsatz" Kants & Lessings "Über das Streben nach Wahrheit")

Kant stellt in seinem Aufsatz "Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung" seinen berühmten Grundsatz: "Aufklärung bedeutet das Herauslösen aus der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Mit dieser Aussage macht er deutlich, dass Aufklärung bedeutet, sich von vorgegebenen Meinungen, etc. zu differenzieren und somit aus eigener Überzeugung und eigenem Ermessen Lösungsansätze zu finden und eine eigene Meinung zu bilden. Dieses "Streben nach eigener Meinung" lässt sich diesbezüglich mit Lessings "Streben nach Wahrheit" vergleichen. Auch dieser macht deutlich, dass ein Mensch vielmehr nach eigenen Wahrheiten suchen sollte, als bereits vorgefertigte, von außenstehenden Personen deutlich gemachte Wahrheit anzunehmen Beide Verfasser, Lessing und Kant, behaupten, dass ein Mensch erst vollkommen ist, wenn er nach eigenem Ermessen Entscheidungen trifft und sich Gedankengut eigenständig erarbeitet. Denn ein Mensch, der vorgegebene Meinungen aufnimmt, wird niemals erkennen, warum es so ist oder warum genau diese Sache wahr sein muss. Ein Mensch, der sich jedoch selbst dieses Gedankengut oder die "vermeintliche Wahrheit" erarbeitet hat, erkennt die ganze Komplexität und Problematik. Dies macht ihn laut Immanuel Kant aufgeklärt und nach G.E. Lessing auch vollkommen. Auch in der "Ringparabel" aus Lessings Drama "Nathan der Weise" wird keine komplette Antwort auf die Frage "Was ist die wahre Religion?" gegeben. Denn laut Lessing besitzt diese niemand außer Gott persönlich. Mit der, durch die Metapher gegebene Antwort, dass keine Religion die wahre Religion sei bzw. dass alle Religionen die wahren Religionen seien, macht Lessing deutlich, dass die Antwort und das Wissen, dass man der wahren Religion angehöre, auch nicht entscheidend sei. Genau wie es in seinem Text "Über das Streben nach Wahrheit" genannt wird, ist lediglich das Streben nach jener wichtig und entscheidend, da es, genau wie es keine falsche oder wahre Religion gibt, auch keine echte Wahrheit gibt. Somit ist in der Ringparabel nicht die Antwort auf die Frage entscheidend, sondern der Weg, der dorthin und somit auch zur Mündigkeit der drei Söhne führt, da es genau diese erkennen lässt. ."


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Nathan der Weise - Aufklärung für heute?

Die Epoche Aufklärung kommt im Text Nathan der Weise, besonders aber in der Ringparabel, zum tragen. In der Ringparabel stellt Saladin Nathan die Frage, welche von den drei Religionen Christentum, Islam oder Judentum die wahre und richtige sei. Nathan geht dieser Frage aus dem Weg, indem er die Ringparabel erzählt. Nathan kommt zu dem Punkt, als ein Vater seine drei Söhne gleich lieb hat. Der Vater besitzt einen Ring, der die Fähigkeit besitzt, diesen Menschen, der ihn besitzt, vor jedem "angenehm" zu machen. Der Vater lässt drei Kopien anfertigen, um sie dann seinen drei Söhnen zu geben. Nachdem der Vater verstarb, gehen die drei Söhne vor Gericht, um klären zu lassen, welcher nun der wahre Ring sei. Der Richter sprach zu ihnen, dass sie sich denken sollen, dass jeder den wahren Ring besitzt, sodass es nicht zum Streit kommt. Das Wort "Wahrheit" wird hier oft verwendet. Wahrheiten sind festgelegt, sind also nicht falsch. Im Zusammenhang mit Religionen spielt Aufklärung eine wichtige Rolle. Es gibt keine wahre und richtige Religion, sondern nur Religionen. Jeder muss die Religion eines anderen respektieren und annehmen, egal, wie die Meinung zu dieser ist.


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In welchem Zusammenhang steht das Drama Emilia Galotti zu Immanuel Kants Antwort zu dem Thema Aufklärung?

„Aufklärung ist der Aufgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten Unmündigkeit.“ So beschreibt Immanuel Kant 1784 die Epoche der Aufklärung. Doch nicht nur er, sondern auch Gotthold Ephraim Lessing beschäftigte sich mit dem Thema Aufklärung. Eines der bekanntesten und auch wichtigsten Werke Lessings ist das bürgerliche Trauerspiel Emilia Galotti, welches am 13. März 1772 im Herzoglichen Opernhaus in Braunschweig durch Karl Theophil Döbbelin zum Anlass des Geburtstages der Herzogin Philippine Charlotte uraufgeführt wurde. Die meisten würden bei Emilia Galotti an eine Liebesgeschichte mit traurigem Ende denken, doch den meisten ist gar nicht bewusst, dass Lessing auch politische und gesellschaftliche Aspekte verfolgt und somit an die damalige Gesellschaft appelliert hat. Ein bürgerliches Trauerspiel ist ein Drama, in dem durch die Hauptperson das Bürgertum, also die untere Schicht dargestellt und präsentiert wird. Emilia Galotti ist auch in diesem Bereich ein gutes Beispiel. Emilia Galotti ist dahingehend ein bürgerliches Trauerspiel, Lessing besonders die höhere Schicht, also den Adel kritisiert. Dies bringt er vor allem durch die Wertvorstellung des Adels zum Vorschein. Durch die klare Gegenüberstellung des Bürgertums und des Adels wird gezeigt, wie unterschiedlich die damaligen Schichten und dessen Bedeutungen hatten. Graf Appiani bricht genau diese Wertvorstellung, in dem er darauf besteht die Bürgerin Emilia zu heiraten. Durch diesen Gesetzesbruch wird Graf Appiani zu einem der wichtigsten Repräsentanten der Aufklärung in dem Drama. Auch dem fürstlichen Befehl, nach der Hochzeit mit Emilia wieder am Hof zu leben, widerspricht er, weil er vorhat, mit ihr aufs Land zu ziehen. Durch dieses Vorhaben hätte Graf Appiani nach dem Wahlspruch Kants gehandelt. Sapere Aude! Habe Mut, dich deines Verstandes ohne die Leitung eines Fremden zu bedienen! Der Graf, wie auch Emilia selbst verkörpern diese Einstellung, da sie beide genug Verstand und Mut haben, um nicht nach den Forderungen ihres Standen zu leben und zu handeln, sondern ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen. Von klein auf hat Emilia gelernt, nach den Moralvorstellungen ihres Vaters Odoardo Galotti zu leben. Dieser ist das Oberhaupt ihrer Familie und entscheidet daher über alles, was mit der Familie zu tun hat. Bisher hat Emilia auch immer das getan, was ihr Vater von ihr verlangt hat, in der Hoffnung, ihm so zu gefallen und seine Liebe zu gewinnen. Daher ist sie selbst schockiert, als sie bemerkt, dass ihr das Interesse des Prinzen an ihr gefällt und sie sich dem nur zu gerne hingeben würde. Doch sie weiß von der Erziehung ihres Vaters, dass niemals eine Verbindung zwischen einem Adeligen und einer einfachen Bürgerin zustanden kommen könnte und so versucht sie, der Verführung nicht nachzugeben und weiterhin nach der Moralvorstellung des Vaters zu leben. Bis zu der Entscheidung, zu sterben handelt Emilia nicht wie eine aufgeklärte, selbstbewusste Frau. Aufgrund von ihrer Stellung in der Gesellschaft ist es ihr nicht erlaubt, sich gegen den Prinzen, den Grafen und auch nicht gegen ihren eigenen Vater zu stellen. Ihre Wünsche darf sie nicht aussprechen, sondern bleiben verborgen. Auf ihr lastet ein enormer Druck, da sie ständig zur Unterordnung gezwungen ist. Prinz Hettore von Guastalla hingegen ist eher als absolutistischer Herrscher zu bezeichnen. Er hat keine Skrupel davor, alles Menschenmögliche in die Tat umsetzen zu lassen, um Emilia, in die er sich verliebt hat, obwohl er mit der Prinzessin von Massa verlobt ist, heiraten zu können. Auch versucht er sie mit allen Mitteln von ihrem Vater fernzuhalten. Selbst vor dem passiven Mord an Emilias eigentlichen Verlobten Grad Appiani schreckt er nicht zurück. Passiv daher, da er die Arbeit seinem Kammerherrn Marinelli überlässt. Dies zeigt auf der einen Seite jedoch auch, dass der Prinz ohne Marinelli vollkommen überfordert und hilflos ist. Ratschläge wie auch andere Ideen nimmt er gerne von seinem Kammerherrn in Anspruch. Somit hat Marinelli viel Freiraum und kann auch seine eigenen Wünsche äußern. Das ist genau das Beispiel, vor dem Kant in seinem Aufsatz zum Thema Aufklärung warnt. Er sagt, dass es viel leichter ist, einem anderen freie Hand zu lassen, statt selbst zu bestimmen. Genau das demonstriert der Prinz dahingehend, da er ein weitaus bequemeres Leben führt, als wenn er über all seine Entscheidungen selbst oder zumindest ohne Ratschläge von Marinelli entscheiden müsste. Diese Abhängigkeit wird dem Prinzen wahrscheinlich erst dann bewusst, als er nach dem Tod von Emilia Marinelli beschimpft, dieser habe es so weit kommen lassen und durch seine Taten sei die Situation eskaliert. Doch dieser trägt genauso die Schuld an Emilias Tod wie sein Kammerherr. Trotzdem ist der Prinz derjenige, durch den die Obrigkeit des Adels dargestellt wird. Seine Brutalität, seine launische und oberflächliche Art und auch sein hochnäsiges Verhalten anderen gegenüber zeigt genau die klischeehafte Personifizierung eines damaligen Herrschers. Die leichtsinnige Herrschaft und die Vernachlässigung des Volkes wird beispielsweise in der Szene veranschaulicht, in der der Prinz ein Todesurteil unterschreiben muss, dass er eigentlich gar nicht genau gelesen hat, es jedoch ohne Zögern unterzeichnet. Klar wird, dass das Unterschreiben des Todesurteils für ihn ohne Bedeutung ist und er seine Zeit eigentlich nicht für in seinen Augen so belangloses Zeug verschwenden möchte. Anders als Emilia ist die Gräfin Orsina eine selbstbewusste und aufgeklärte Frau. Da sie zur oberen Schicht der Gesellschaft gehört, hat sie natürlich mehr Rechte als Emilia. Gräfin Orsina spricht offen darüber, was sie von dem Adel hält. Sie schert sich nicht darum, was andere von ihr denken könnten, da sie begreift, welche Position sie in der Gesellschaft trotz ihres Standes hat. Die Unterdrückung der Frauen findet sie nicht gerecht und auch nicht, wie Prinz Hettore mit ihrem Geschlecht umgeht. Vielleicht ist Orsina auch ein wenig eifersüchtig, da der Prinz sie zu Beginn des Buches als Antwort auf ihrem Brief abweist und sich nicht mehr zu ihr, sondern zu einer einfachen Bürgerin hingezogen fühlt. Trotzdem ist das nicht wirklich verwunderlich, wenn man bedenkt, dass der Prinz wöchentlich eine neue Geliebte hat. Gräfin Orsina spielt sogar mit dem Gedanken, den Prinzen zu töten und sich so an ihm zu rächen. Das ist ein sehr mutiger Gedanke, da auf einen solchen Versuch der Tod gestanden hätte. Diese Dinge jedoch lassen darauf schließen, dass Lessing mit ihr eine weitere Person in seinem Buch erschaffen hatte, die nach den Vorstellungen der Aufklärung handelt. Als Emilias Ende naht und sie beschließt Selbstmord zu begehen, um ihre Tugend vor dem Prinzen Hettore zu bewahren, bietet sich ihr Vater an, den tödlichen Dolchstoß selbst zu übernehmen. Auf der einen Seite kommt Emilia zu diesem Entschluss, da sie keine Enttäuschung für ihre Familie darstellen will, aber auch weil sie es nicht verkraftet, weiter als Marionette benutzt zu werden. Emilias Vater Odoardo Galotti könnte einerseits aus demselben Grund wie seine Tochter so gehandelt haben, nämlich weil er sie als Enttäuschung für die Familie aus der Welt schaffen will oder aber weil er sie vor der Hölle bewahren kann, indem er nicht zulässt, dass sie sich selbst das Leben nimmt. Noch heute ist das Thema Aufklärung sehr aktuell und spielt eine große Rolle in unserem Leben. Wenn man sich mal die ganzen Länder ansieht, in denen hinter verschlossenen Türen immer noch eine unterdrückte Demokratie, also eher eine Diktatur herrscht, dann wird einem bewusst, dass wir immer noch nicht in einem Zeitalter der Aufklärung befinden, sondern vielleicht bestenfalls auf dem Weg dorthin sind. Zwar wird die Welt von Presse- und Meinungsfreiheit dominiert, doch auch noch jetzt in diesem aufgeklärten Zeitalter haben die Menschen meist nicht den Mut oder die Chance, für sich zu sprechen und selbst über ihr Leben bestimmen zu können. Wesentlich bequemer ist es, andere für einen entscheiden zu lassen. Doch nicht jedem tut diese Unmündigkeit gut, was man auch in Lessings Drama Emilia Galotti an der Figur des Prinzen Hettore sieht. Die Parallelen zwischen Buch und Realität, die Lessing damals als Appell an die Gesellschaft gesandt hat, sind heute noch zu erkennen.

Quellen:
http://emiliagalotti.eu/erorterung-zum-burgerlichen-trauespiel-emilia-galotti-ge-lessing/
http://www.uni-potsdam.de/u/philosophie/texte/kant/aufklaer.htm http://emiliagalotti.eu/